Für den Erfurter Historiker Dr. Steffen Raßloff ist es „ein kulturelles Jahrhundertereignis“: Ab heute Abend zeigt das Stadtmuseum Erfurt die neu gestaltete Ausstellung mit den Insignien der Alten Universität Erfurt. Anlass ist die Rückkehr des zweiten Rektor-Zepters, das nach 207 Jahren an seinem Ursprungsort erstmals wieder der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Das Zepterpaar des Rektors, das nach der Schließung der Alten Universität Erfurt durch den preußischen Staat 1816 für 150 Taler an die Humboldt-Universität Berlin verkauft worden war, kommt nun als Leihgabe für ein Jahr ins Erfurter Stadtmuseum zurück. Bereits 1974 konnte eines der beiden Zepter von der Stadt Erfurt erworben werden – seither liefen Gespräche über die Rückkehr des zweiten, die nun zu einem ersten Erfolg geführt haben.
Als Ausdruck der Macht und staatlichen Unabhängigkeit zählten die Rektoren-Zepter der Alten Universität Erfurt zu den Hauptinsignien der damaligen Universitätsleitung. Die beiden identischen Zepter wurden im 15. Jahrhundert aus vergoldetem Silber gefertigt und zeigen stilistische Elemente der Gotik. Sie wurden während ritueller und offizieller Anlässe präsentiert und im Laufe der Zeit, unter anderem durch individuelle Inschriften der Rektoren, stetig verändert. Vieles deutet heute darauf hin, dass sie vermutlich nie durch den Rektor selbst, sondern jeweils durch Dritte für ihn vorweggetragen worden waren.
Neben dem nun wiedervereinigten Zepterpaar zeigt die Ausstellung auch Siegel, Schultermantel und Barett des Rektors sowie das Zepterpaar der Theologischen Fakultät. Sie zeugen von der Bedeutung Erfurts als Mittelaltermetropole und Zentrum für Handel, Kultur und Wissen.