Seit der Gründung der heutigen Universitätsgesellschaft 1987 hatte das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Collegium maius, das einstige Hauptgebäude der Universität in der Michaelisstraße, eine wichtige Rolle gespielt. Seine Wiedererrichtung stand im Zentrum der Bemühungen um die historischen Erinnerungsorte der alten Universität. Viele von ihnen wurden in den 1990er Jahren auf Initiative der Gesellschaft mit bronzenen Gedenktafeln markiert. Natürlich bekam auch das 1983 rekonstruierte Portal des Collegium maius 1992 eine solche Tafel von Metallgestalter Helmut Senf.
Während das Ziel der Universitätswiedergründung schon 1994 erreicht werden konnte, dauerte die Rekonstruktion des Collegium maius länger. Auch die ursprünglichen Vorstellungen, es als Repräsentationsgebäude der neuen Universität im „lateinischen Viertel“ der Altstadt zu nutzen, zerschlugen sich mit dem Verkauf an die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. Seit letztem Sommer residiert dort nun das Landeskirchenamt der EKM. Trotz verständlicher Enttäuschung hierrüber ist die Universitätsgesellschaft unter Präsident Thomas M. Hutt aber dem Symbolort treu geblieben. Gemeinsam mit der Kirche pflegt man jetzt seine Traditionen, etwa in Form der Collegium Maius Abende. Am 21. Juni 2012 ist nun auch die Gedenktafel an das Gebäude zurückgekehrt, worüber sich beide Partner freuen (Abb.: Vorstandsmitglied Dr. Steffen Raßloff, Oberkirchenrat Stefan Große, Ehrenmitglied Dr. Anselm Räder mit Gattin, Vorstands-Mitarbeiterin Gerlinde Transchel, Foto: Marco Schmidt).
Gerne hat die Präsidentin des Kirchenamtes, Brigitte Andrae, den Wunsch der Gesellschaft aufgegriffen, bei der Sanierung der Tafel eine Ergänzung vorzunehmen. Der alte Text enthielt die Daten 1392 und 1816 für Eröffnung und Schließung der Universität. Neuere Forschungen gehen jedoch davon aus, dass sich die Erfurter Universität auf ihr Gründungsprivileg von 1379 als „Geburtsurkunde“ berufen kann. Damit wäre sie die älteste im heutigen Deutschland vor Heidelberg (1385) und Köln (1388). Über diese Forschungskontroverse mag noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. Die Universitätsgesellschaft hat sich jedenfalls wie die Universität und der Geschichtsverein diese Sicht zu Eigen gemacht und deshalb das Jahr 1379 auf der Tafel nachtragen lassen.
Informationstafeln im Collegium Maius
Die Universitätsgesellschaft Erfurt hat der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland zwei Informationstafeln für den Eingangsbereich des Collegium maius geschenkt. Das ehemalige Hauptgebäude der Universität wurde am 24. Juni 2011 als neuer Verwaltungssitz der EKM feierlich eingeweiht. Die Tafeln sind zum einen der Geschichte des Kulturdenkmals gewidmet und zum anderen der wichtigen Rolle, die die Universitätsgesellschaft bei dessen Wiedererrichtung gespielt hat. Gestaltet wurden sie von Historiker Dr. Steffen Raßloff und Gestalter Ulrich Spannaus vom Artus-Atelier Erfurt.
Die 1987 als DDR-Bürgerbewegung gegründete Universitätsgesellschaft hatte sich zwei Hauptziele gesteckt: Wiedergründung der Universität Erfurt und Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Collegium maius. Dank der Aufbruchstimmung der friedlichen Revolution 1989 konnte das erste Ziel 1994 erreicht werden. Der Wiedererrichtung rückte man ebenfalls mit viel Engagement näher. Nunmehr ist auch dieses zweite Ziel erreicht. Die Gesellschaft bleibt dem wichtigsten Symbolort der Universität weiterhin etwa als Mitveranstalter der Collegium maius Abende eng verbunden.