Steffen Raßloff:
Erfurt. Die älteste und (fast) jüngste Universität Deutschlands.
Hg. von der Universitätsgesellschaft Erfurt. Erfurt 2014 (3. Auflage 2024).
Erfurt ist Sitz der ältesten und (fast) jüngsten Universität Deutschlands. Was auf den ersten Blick wie ein paradoxer Werbeslogan klingt, verweist auf die lange und wechselhafte Geschichte jener Hohen Schule. Sie gilt mit ihrem Gründungsprivileg von 1379 als die älteste Universität vor Heidelberg (1385) und Köln (1388). Zugleich konnte sie sich für einige Jahre auch die jüngste der deutschen Universitäten nennen, dank ihrer Wiedergründung 1994. Zwischen dem spätmittelalterlichen Bildungszentrum, an dem Martin Luther seine geistigen Grundlagen legte, und dem ambitionierten Reformprojekt der jüngeren Vergangenheit liegt freilich auch viel Schatten bis hin zur Schließung der Universität 1816. Aber ihr Andenken blieb stets lebendig, zumal in den 1950er-Jahren mit Philosophisch-Theologischem Studium, Pädagogischer Hochschule und Medizinischer Akademie wieder akademisches Leben in Erfurt einzog.
Die Universität Erfurt verbindet so jahrhundertealte Tradition mit lebendiger Gegenwart. Im Stadtbild verdichtet sich dies im lateinischen Viertel um das historische Hauptgebäude Collegium maius in der Altstadt und im modernen Campus an der Nordhäuser Straße. Ihre glanzvollen Insignien werden im Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“ gezeigt. Und schließlich ist die Universität Erfurt eine echte Bürgeruniversität. Ihre Gründung ging zum einen vom mittelalterlichen Stadtrat und zum anderen von der heutigen Universitätsgesellschaft aus. Letztere war 1987 als DDR-Bürgerbewegung entstanden, die nicht nur die Wiedergründung der Universität auf den Weg brachte, sondern auch der Friedlichen Revolution 1989 wichtige Impulse verlieh.
Die illustrierte populärwissenschaftliche Publikation ist kostenlos bei der Universitätsgesellschaft und der Pressestelle der Universität sowie im Stadtmuseum erhältlich.
Robert Gramsch:
Erfurt – Die älteste Hochschule Deutschlands. Vom Generalstudium zur Universität.
(Schriften des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt. Bd. 9). Erfurt 2012.
Die Universität Erfurt galt lange Zeit als dritt-älteste Universität im heutigen Deutschland. Ein erstes päpstliches Privileg von 1379 war 1389 wegen des Großen Schismas erneuert worden, worauf 1392 der Lehrbetrieb nach Heidelberg (1386) und Köln (1389) begann. Die Forschungen des Jenaer Historikers PD Dr. Robert Gramsch belegen jedoch, dass 1379 sehr wohl als Gründungsdatum gelten kann. So beruft sich auch Wien wie andere alte Universitäten auf sein Gründungsprivileg von 1365, obwohl der Lehrbetrieb erst zwei Jahrzehnte später wirklich begann.
Es ist also gerechtfertigt, das Gründungsprivileg von 1379 als “Geburtsurkunde” der Alma mater Erfordensis anzusehen. Hierfür spricht auch die Perspektive der Zeitgenossen, wie der Autor belegen kann. Erfurt besitzt damit die älteste Universität im heutigen Deutschland. Darüber hinaus verweist Gramsch auf das bis ins 13. Jahrhundert zurück reichende universitätsähnliche Generalstudium, mit dem Erfurt in jedem Falle die älteste Hochschultradition aufweist.
Der Spezialist für Bildungs- und Universitätsgeschichte hat mit diesem Buch erstmals – weit über die Datierungsfrage hinaus – die Vor- und Gründungsgeschichte der Universität Erfurt eingehend aufgearbeitet. Damit rundet sich das Bild einer der größten und angesehensten spätmittelalterlichen Universitäten Mitteleuropas.
Das Buch ist für 19,95 Euro bei der Universitätsgesellschaft erhältlich.
Weitere Publikationen der Universitätsgesellschaft:
Europäische Universität Erfurt
(ISBN: 3-932081-65-X)
Große Denker Erfurts
(ISBN: 3-932081-52-8)